Diskussion Paul Salvator Goldengruen auf Wikipedia, Hans Prinzhorn revisited, Kunst der Geisteskranken? Gibt es Irrenkunst?Euthanasie im Dritten Reich revisited?

Juli 21, 2007

Paul Salvator Goldengruen [Bearbeiten]

Es gab bereits zwei halbe, einander überschneidende Löschdiskussionen [12], [13]. Um dem Artikeleinsteller keinesfalls Unrecht zu tun, erstelle ich hier eine neue und bitte um rege Teilnahme. – Gruß —Logo 11:32, 19. Jul. 2007 (CEST)

Die „Gallery of Inspiration“ und die Prinzhornsammlung sind Institutionen der Kunsttherapie; sie zeigen u.a., zu welchen künstlerischen Leistungen psychisch angeschlagene Menschen imstande sind. Der Künstler hat an dem Outsider Art Markt der Prinzhornsammlung teilgenommen und ist in der Sammlung selbst mit einem Bild vertreten. Die dritte angeführte Quelle, „Artecomunicarte“, beschreibt sich selbst mit „Our site is open to all the people who believe they have artistic talent“. M.E. werden die Relevanzkriterien für Bildende Künstler klar verfehlt. —Logo 11:42, 19. Jul. 2007 (CEST)

Antwort, Paul Ricken: Die Prinzhornsammlung ist keine Institution der Kunsttherapie, sondern ein Museum.

Wer in einem Museum mit mindestens einem Bild vertreten ist, hat nach den Regeln von Wikipedia die Relevanz als Mindestkriterium erfüllt.

Der Author des Löschantrags kann nicht Einrichtungen bestimmte Labels und Kategorien zuordnen, die nicht zutreffen.

Er kann sich auch nicht über Richtlinien und Kriterien von Wikipedia hinwegsetzen.

Art Brut und Outsider Art sind mittlerweile respektierte Kunstformen, die Art Brut wird bereits als Hochkunst betrachtet. Lassen Sie doch die Kunstwerke mal wirken. Selbst Max Ernst, Paul Klee und Picasso würdigen diese Kunstform.

Qualität hat immer etwas damit zu tun, wieviel Seele und Gefühle in Kunstwerken stecken. Es gibt ganz selten Beispiele und belegte Dokumentationen von künstlerischen Werken, die eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit einer seelischen Erkrankung zum Inhalt haben und darüber hinaus eine hohe Ästhetik zeigen, wie sie hier vorliegt. Wie ganz allgemein gibt es auch bei psychisch Erkrankten etwa 1-2 Prozent Künstlerpersönlichkeiten. Und gerade weil diese Erkrankung überwunden wurde ohne den Antrieb, Kunst zu machen zu verlieren, ist dies eine wichtige Position. Gerade auch, weil sie eine Weiterentwicklung anstrebt und zeigt. Was sonst sich aufgabelt: Hier die Art/Brut – Outsider Art – Künstler, dort Picasso, Max Enst etc. das wird bei Paul Salvator Goldengruen in einer Person vollzogen. Einerseits den Ursprung der Kunst in der art brut zu haben, die von den gerade genannten Künstlern hochgeschätzt wird wegen ihrer Unmittelbarkeit, die diesen Leuten als Inspirationsquelle dient. Bei Paul Salvator Goldengrün ist es die eigene Ursprünglichkeit, die als Ausgangspunkt dient und nun durch technische Verfeinerung und Ausdifferenzierung auch feine und feinste Gefühle und Gefühlsnuancen darstellen und freilegen soll. Die Aufgabelung in hier brut und dort fein wird überwunden, im Gesamtwerk und in einzelnen Werken. Spontan angelegte Bilder, die grob oder brut ausgeführt die Zuordnung zur „rohen“ Kunst zeigen, verwischen die Kategorien, wirken teilweise von ihrem ästhetischen Impact wie Werke, die man nur der Avantgarde-Kunst zuordnen würde. Darüber hinaus hat Goldengruen eine ganz und gar eigene Symbolsprache geschaffen, die sich nicht auf alte, bekannte Symbole bezieht, sondern etwas völlig neues schafft, auch bezüglich der Verdichtung der Einzelsymbole zu Geschichten. Mit zum Teil hohen Abstraktionsgrad. Dort wo die Arbeiten neueren Datums übersichtlicher werden, haben sie hohe suggestive Kraft.

Die Kunstwerke auf Artecomunicarte und auch die auf ISSTD haben meiner Meinung nach größtenteils eine hohe Qualität.

Auf ISSTD werden eben Künstlerpersönlichkeiten gezeigt, die auch eine Krise bearbeitet haben. Das wertet den künstlerischen Stellenwert nicht ab.

Die Kunst von Paul Salvator Goldengruen wird von Künstlern, Kunsthistorikern, Laien und von Kindern anerkannt. Übrigens auch von Kunsttherapeuten. Auf Artecomunicarte können Kinder ihre Werke zeigen. Das stimmt. Sind die wirklich die schlechteren Künstler? Wird Kunst abgewertet, die hier gezeigt wird?

Es ist die Gesamtakzeptanz, die zählt und: gleichzeitiges Umstrittensein, zumindest im Beginn, wo das Neue zutage tritt.

Übrigens: Spezielle art brut Galerien bevorzugen, so scheint es, institutionalisierte, wehrlose Künstler oder Werke von Verstorbenen etc. Eine eigene Homepage ist eher hinderlich, seelische Gesundheit oder Wehrfähigkeit auch, Intelligenz schon lange – weil die sich wehren kann.

Veröffentlichen Sie die Seite, machen Sie ruhig oben auf der Seite Ihre Zweifel an der Relevanz geltend und dann wird man sehen. (Der vorstehende, nicht signierte Beitrag stammt von 62.180.198.90 (DiskussionBeiträge) 13:11, 19. Jul. 2007)

Wir können in der Wikipedia nicht in eine Qualitätsdiskussion eintreten; das wäre übrigens auch für die betroffenen Personen nicht wünschenswert (siehe auch Wikipedia:Eigendarstellung). Wenn Goldengruen von Kunsthistorikern anerkannt ist, wäre ein entsprechender Nachweis im Artikel hilfreich. —Logo 14:08, 19. Jul. 2007 (CEST)
Streng genommen wäre der Antrag ungültig – da kein Löschgrund angegeben – aber ist bin mal nicht so 😉 TheK ? 14:19, 19. Jul. 2007 (CEST)

Paul Ricken, direkte Antwort an Benutzer Logograph:

Die 4köpfige Jury, die Goldengruen einstimmig(einhellig) zum Outsider Art Markt eingeladen hat, bestand auch aus 2 Kunsthistorikern.

Auch die Ausstellung „Die Sammlung wächst“ ist selbstverständlich von Kunsthistorikern organisiert, die Prinzhornsammlung ist ja ein Museum.

Mittlerweile erkennt Logograph die Prinzhornsammlung als Museum an, denn er hat ja den Artikel überarbeitet und die Prinzhornsammlung (Hans Prinzhorn) als internen Link gesetzt. Der interne Link hat unter Webling: Sammlung, Heidelberg die Homepage der Prinzhornsammlung aufgelistet. Geht man auf der Startseite zu „Allgemeine Info“ kommt man zu dieser Seite:

Spätestens hier ist nachzulesen, daß die „Sammlung Prinzhorn“ ein Museum ist.
Es wäre wünschenswert, dass die zwei halben, einander überschneidenden Löschdiskussionen verlinkt würden. —Amberg 14:26, 19. Jul. 2007 (CEST)

hast recht. —Logo 14:31, 19. Jul. 2007 (CEST)

Die hier behandelte Person fällt unter die Rubrik „Bildnerei der Geisteskranken“ (Zitat Prinzhorn). Ein eigenständiger Artikel nach WP:RK für Künstler scheint hier nicht angebracht. Ist in allen Künstler-Handbüchern und -Datenbanken nicht aufgenommen. Bilder nur in Spezialmuseum für die Kunst Geistekranker reicht leider auch nicht. Daher löschen. —Achim Jäger 15:32, 19. Jul. 2007 (CEST)

Paul Ricken: Hier wird von Herrn Jäger nicht mit Sachverstand diskutiert:

Das Buch „Bildnerei der Geisteskranken“ datiert von 1923. Schenkungen und Erweiterungen des Fundus der Sammlung Prinzhorn durch aktuelle Kunst gibt es erst ab den 80er Jahren. Durch die Darstellung von „Jäger“ wird auf den Zustand des Künstlers abgehoben. Eine ganz ganz ganz böse Sache. Sachlich verkehrt, deshalb wird es auf informierte Leute dumm wirken. Noch eins ist ganz böse: Die Prinzhornsammlung ist zumindest im Bereich der Neuzugänge ab den 80er Jahren nicht auf den psychiatrischen Kontext beschränkt – zum einen dies. Aber nicht nur deshalb ist es ein Affront von einem Museum für die Kunst Geisteskranker zu sprechen. Die Sprachwahl könnte auf eine tiefe Charakterlosigkeit hinweisen und auf ein Nichterkennen eigener psychischer Anteile. (Das Museum besteht gerade deshalb, um den künstlerischen Anteil und die künstlerische Leistung der Urheber der Werke zu würdigen, die oft tiefstes Leid darstellen und andererseits Lösungen aufzeigen. Und das soll keinen Wert haben, einen geringeren Wert als das, was in anderen Museen gezeigt wird?)

Böse auch, daß die Redigierung des Textes in die gleiche Richtung tendiert, da sie entgegen der ersten Darstellung den Künstler als jemanden darstellt, der Zustandsgebundene Kunst macht. Das wurde korrigiert.

Was soll dieses dumme, völlig unverständliche rumgeschreibe ohne Signatur? Die Sammlung Prinzhorn der Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg ist heute noch die bedeutenste Sammlung von Kunstwerken dieser Art und auf deren Homepage und in deren Publikatione wird ganz eindeutig von „Kunst der Geisteskranken“ gesprochen, das Buch von Prinzhorn ist nach wie vor das Standartwerk. Es gibt keinerlei Grund, aus irgendwelchen Gründen der angeblichen „political correctness“ diesen Begriff nicht zu verwenden, er wird wissenschaftlich allgemein verwendet. —Achim Jäger 21:58, 19. Jul. 2007 (CEST)

Paul Ricken: Antwort zu Benutzer Jäger:

Unter diesem Link ist von einem „Museum der eigenen und anderen Art“ die Rede.

Es gibt einen historischen Fundus an Werken(1880 bis 1935), der als abgeschlossen gilt. Dann gibt es noch den sogenannten „Appendix“, also die ab 1980 dazugekommenen neuen Werke der Sammlung. Dieser Anhang wächst weiterhin und ist heute bereits größer als der Fundus, laut Dr. Roeske, dem Leiter der Prinzhornsammlung. Der muß es schließlich wissen. Diese dazugekommenen Künstler und die Künstler des Fundus pauschal als Geisteskranke zu bezeichnen, sollte nicht geschehen. Die historische und antiquierte Wortwahl „Kunst der Geisteskranken“ sollte daher mit aller Vorsicht gebraucht werden. Gerade auch weil die neu dazugekommenen Künstler zum Teil noch leben – Und sich wehren könnten. Wir sind nicht mehr im Dritten Reich. Die antiquierte Wortwahl „Kunst der Geisteskranken“ hat sicherlich dazu beigetragen, Menschen, wertvolle Menschen durch Euthanasie zu beseitigen. Das ist heute keine Politik mehr. Auch die Verwandten dieser Künstler leben noch und können sich wehren. Ganz abgesehen von der persönlichen Einstellung, die in einer Wortwahl zum Ausdruck kommt. (Der vorstehende, nicht signierte Beitrag stammt von 62.180.198.28 (DiskussionBeiträge) 07:27, 20. Jul. 2007)

Da es oben irrtümlich hieß, ich hätte das Museum „anerkannt“, hier nocheinmal genauer: Das Museum der Sammlung Prinzhorn ist ein Teil der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg, das einen bestimmten Aspekt der Psychiatriegeschichte illustriert. Das ist kein Museum im Sinne der Relevanzkriterien für Bildende Künstler. Mit dem Themenkomplex Psychiatrie etc. hat das alles überhaupt nichts zu tun. Denn ebensowenig würde man z.B. daraus, dass in einem Heimatmuseum die Zeichnung eines berühmten Sohnes der Stadt hängt, schließen, er sei ein relevanter Maler. Außerdem ist laut RK die Präsenz in mindestens einem Museum nur ein möglicher Nachweis des Umstandes, dass ein Künstler „überregional bedeutend oder lokal bzw. in einem Genre sehr bedeutend“ ist, was auf P.S.G schwerlich zutrifft und ja auch gar nicht behauptet wird. Übrigens ist sogar diese vereinzelte Präsenz in einem Spezialmuseum fraglich; dass das Bild auf einer Gruppenausstellung gezeigt und der Sammlung geschenkt wurde, ist jedenfalls noch keine „Präsenz“ im Museum. – Es ist dies ein Beispiel dafür, wie die Relevanzkriterien gewälzt und geknetet werden, um nur irgendein Häkchen zu finden, an dem sich ein auf den ersten Blick irrelevantes Lemma aufhängen ließe. Ich werde deshalb so ausführlich, weil es hier ganz offensichtlich nicht primär um die Erweiterung der Wikipedia geht, sondern um eine Bekanntmachungsoffensive eines unbekannten Künstlers, wie man an den zahlreichen Selbstdarstellungen in Blogs und anderen offenen Webseiten sehen kann, als deren logisches Anhängsel die Wikipedia viel zu oft missverstanden wird. —Logo 11:33, 20. Jul. 2007 (CEST)
Unbedingte Zusttimmung. Vielen Dank für Deine klaren Worte. —Achim Jäger 14:18, 20. Jul. 2007 (CEST)

Antwort, Paul Ricken: Zunächst die Relevanzkriterien für lebende Künstler bei Wikipedia:

Aufgenommen werden können lebende Künstler, wenn sie überregional bedeutend oder lokal bzw. in einem Genre sehr bedeutend sind.

Als Nachweis der Bedeutung dienen die folgenden Kriterien:

   * der Künstler hat einen Eintrag im Thieme-Becker, im Allgemeinen Künstlerlexikon bzw. dessen kostenpflichtiger Datenbank ([1]) oder
   * es lassen sich mindestens zwei Ausstellungen in anerkannten Galerien/Museen oder mindestens zwei medienwirksame Veranstaltungen für diesen Künstler nachweisen oder
   * mindestens eines seiner Werke ist in einem Museum präsentiert.

auf folgender Seite zu finden: *http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Relevanzkriterien#Bildende_K.C3.BCnstler

Jetzt die Sachargumentation und deshalb hier der Antrag für eine Beibehaltung des Eintrags:

Die Prinzhornsammlung ist ein Spezialmuseum für Art Brut und Outsider Art.

Art Brut und Outsider Art sind anerkannte Kunstgattungen der bildenden Kunst.

Daraus folgt, daß die Prinzhornsammlung ein Museum für Kunst ist, für bildende Kunst.

Deshalb ist die Definition erfüllt, und zwar der 3. Punkt:

  * mindestens eines seiner Werke ist in einem Museum präsentiert.

Die Ausstellung „Die Sammlung wächst“ geht vom 24.05. bis 09.09.

Auch danach ist das Bild weiterhin Bestandteil der Prinzhornsammlung.

An dieser Stelle wäre der Punkt gekommen, wo ein Experte, der etwas von Kunst versteht, auch von Art Brut und Outsider Art, die Sachfrage klärt.

1. Ist die Prinhornsammlung ein Museum (für bildende Kunst)

2. Ist die geschilderte Präsenz im Prinzhornmuseum eine Präsenz, die diesen 3. Punkt per Definition erfüllt.

Eventuell läßt sich der Sachverhalt durch eine Recherche klären.

Ob der Eintrag jetzt erfolgt oder später, ist vor dem Hintergrund der Vorurteile, die in der Diskussion aufgetaucht sind, sekundär. Der Erkenntnisgewinn ist wichtig. Und das allerwichtigste:

Kategorisierungen ändern sich laufend.

Die Abwertung: „Ein Museum für Geisteskranke“ scheint Menschen für immer in einem bestimmten gesundheitlichen Zustand zu zementieren.

Psychische Erkrankungen können überwunden werden.

Das beste Beispiel für einen Menschen, der dies vielleicht nicht geschafft hat ist Van Gogh.

Aber seine Kunst ist akzeptiert und eröffnet den Menschen eine Welt voller Schönheit, ein Tor zur Seele.

Und wo Seele ist, wird Seele auch entdeckt und erkannt.

Auch in der Kunst. Oft nach dem Tode der Künstler.

Ich bemühe mich weiterhin darum, daß dies vorher erkannt wird.

Es gibt Erkannte und Erkennende. Auch diese Kategorien wechseln.

Menschen sind Erkennende und Erkannte. Manchmal haben sie es als Erkannte leichter,

zu erkennen und anzuerkennen.

Ich danke sehr für diese Diskussion.

Paul Ricken:

Der Erkenntnisprozess geht weiter:

Die Frage ist: Bringt die Wortwahl (und die Darstellung künstlerischer Werke/bildnerischer Werke unter anderem von psychisch Kranken) eines Arztes, in diesem Fall „Prinzhorn“, Jahre später diese Menschen um ihr Leben. Und nicht nur diese Menschen: Auch für die Euthanasie von anderen Menschen wird durch die Art der Darstellung und Wortwahl Vorschub geleistet. Prinzhorn veröffentlicht ein Buch 1923. Im 2. Weltkrieg bringen Nazis sehr viele Menschen um und berufen sich auch auf die Veröffentlichungen eines Arztes: „Die Bildnerei der Geisteskranken“. Etwa zwei Generationen später wird in einer Diskussion in einer Online-Enzyklopädie möglicherweise das gleiche Gedankengut benutzt um einen Eintrag abzulehnen. Gedankengut in der Nähe oder der Ecke vom Rechtsradikalismus? (Siehe die Diskussionsteilnehmer „Logograph“ und „Jäger“)

Und kein Künstler kann wissen, ob nicht seine eigenen Werke ein, zwei, fünf Generationen später Argumentationsstoff dafür liefern, Menschen zu mißhandeln und abzuwerten, mit schrecklichen Konsequenzen. Unter anderen politischen Verhältnissen.

Im Werk von Paul Salvator Goldengrün wird eine Weiterentwicklung angestrebt, indem die Seele offengelegt wird. Auch negative Gefühle und Seelenanteile sollen zum Ausdruck kommen. Aber auch die positiven. Die Frage: Kann durch diesen Prozess für den Kuenstler selber und für den Rezipienten und die Öffentlichkeit ein Erkenntnisgewinn stattfinden, der eine Weiterentwicklung darstellt?

Und trotzdem, egal wie gemeint: Es kann durch nachträgliche Interpretation und Auswahl der Werke das Gegenteil von der Absicht des Künstlers herauskommen. Es kann einen Rückschritt geben. Mit Folgen auch für andere Menschen. Ist dann wieder Zeit vergangen, kann sich das Blatt wieder wenden, durch eine neue und bessere Darstellung und Aufarbeitung der Werke. Mit dann positiven Folgen.

Damit ist die Problematik ja nur angerissen.

Es kann hin und her gehen.

Und eins:

Die Wortwahl ist ganz wichtig: Die Art der Darstellung ist ganz wichtig. Wie der Erkenntnisprozess aufgrund der Darstellung des Werkes vermittelt wird, ist ganz wichtig.

Alle Beteiligten haben eine Verantwortung. Ist es richtig, mit scheinbaren objektiven Sachinformationen die eigentliche Aussage des Künstlers zu verfremden, zu verzerren und möglicherweise ins Gegenteil zu kehren?

Die Motivation kommt von Innen. Entscheidungen, die getroffen werden, die der „innere Zensor“ dem Individuum als die eigenen Entscheidungen darstellt, werden als Entscheidungen eines Individuums ausgegeben. So entsteht Persönlichkeit, Identität. So neuere Forschungen.

Was spielt sich hier ab?

Kann man Unheil verhinden, indem man erkennt, sich bemüht, daß die Vergangenheit sich nicht wiederholt?

Das sind die Fragen, einige Fragen, relevante Fragen?

Es muß Menschen geben, verantwortungsvolle Menschen, Die Erkennen, was wertvoll ist, wie mit den auch bildnerischen-künstlerischen Informationen umgegangen wird.

Was können wir aus dem Werk, den Darstellungen lernen. Darstellungen und Werke, die nicht immer schön sind, die häßlich, verrückt, abartig oder wunderschön sein können.

Es wird etwas zum Ausdruck gebracht.

Das soll und kann doch nicht dazu dienen, anderen Menschen zum Verhängnis zu werden.

Es kann doch nur darum gehen, eine bessere Welt zu bauen, zu schöpfen.

Es kommt ans Licht. Und dann ist es doch auch schon gut. Das Werk, das Bild etc. ist raus, nach außen gekehrt, stellt sich vor, kann nun vorgestellt werden, kann sich vorgestellt werden. Viel besser können Seeleninhalte nun vorgestellt werden, als wenn diese Bilder, schön oder häßlich, nicht nach außen gekommen wären. Nun kann interpretiert werden, angesehen werden. – Aber auch mißbraucht werden – eine fürchterliche Erkenntnis!

Fortschritt und Weiterentwicklung werden angestrebt. Wichtig ist, daß sie so geschehen können, daß kein Leid zugefügt wird oder zumindest: Die Segnungen und Vorteile sollten die Nachteile deutlich übertreffen.

Je eher etwas richtig angesprochen werden kann, umso besser für die Gesamtheit. Oder gilt: Alles zu seiner Zeit?

Wir als Gesamtheit sind in einem Erkenntnisprozess.

Bert Hellinger hat einmal gesagt, er wüßte eigentlich garnicht, was er tut, was eigentlich beim Familienstellen passiert. Er tuts und beobachtet die Wirkung, das Ergebnis. Das kann dann allerdings als Lösung erkannt werden, noch bevor man weiß, was passiert.

Paul Salvator Goldengruen stellt sozusagen die eigene Seele auf, was er da macht, weiß er im Grunde auch nicht. Das Erstellen der „Struktur“ geht dem bewußten Denken voraus.

Erst reden, dann (bewußt und reflektierend) nachdenken. Erst malen, dann (bewußt und reflektierend) sich vorstellen. Vor-Stellen. Erst (sich) bewegen, Bewegung zulassen, dann der Bewegung folgen und schauen.

Immer in einem „Erprobungsrahmen“, wo dies möglich ist.

Malen, künstlerisch tätig sein, bilden (sich ein Bild machen), Denken und Erkennen.

Ich habe mich gestellt.

Und jetzt weiß ich (ein ganz klein bißchen) auch warum.

Die Probleme der Vergangenheit lassen sich von der Gegenwart her auflösen, die Probleme oder Lösungen der Zukunft lassen sich antizipieren und vorwegnehmen, auch das hilft lösen. Im Voraus.

Dieser Aufgabe stellt sich die Kunst und arbeitet mit anderen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Disziplinen gemeinsam an einer besseren Welt.

Dieser Aufgabe fühle ich mich verpflichtet.

Paul Salvator Goldengruen
Antwort zu Logograph von Paul Ricken:

Logograph sagt weiter oben:

Zitat, Logograph: “ Das Museum der Sammlung Prinzhorn ist ein Teil der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg, das einen bestimmten Aspekt der Psychiatriegeschichte illustriert. Das ist kein Museum im Sinne der Relevanzkriterien für Bildende Künstler“

Antwort:

Die Prinzhornsammlung beschäftigt 5 Kunsthistoriker .

Leiter

Dr. phil. Thomas Röske Tel: +49 (0)6221 / 56-47 26 thomas.roeske@med.uni-heidelberg.de

Kuratorin / Stellvertr. Dr. phil. Bettina Brand-Claussen Tel: +49 (0)6221 / 56-47 37 bettina.brand@med.uni-heidelberg.de

Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit Monika Jagfeld M.A. Tel: +49 (0)6221 / 56-47 25 monika.jagfeld@med.uni-heidelberg.de

Archiv & Dokumentation Sabine Mechler M.A. Tel: +49 (0)6221 / 56-47 24 sabine.mechler@med.uni-heidelberg.de

Museumsassistent & Fotothek Torsten Kappenberg, Tel: +49 (0)6221 / 56-47 23 torsten.kappenberg@med.uni-heidelberg.de

Diese 5 Mitarbeiter der Prinzhornsammlung sind Kunsthistoriker. Sie sind auf der Website der Prinzhornsammlung unter „Allgemeine Info“ zu finden, hier der direkte Link:

Sie sind mit ihren technischen Funktionen aufgelistet, sind aber Kunsthistoriker.

Im Buch „Expressionismus und Wahnsinn“ , Prestel Verlag,

herausgegeben von Herwig Guratsch, bearbeitet von Thomas Röske

wird ein Teil der Forschungsarbeit dokumentiert, die die Kunsthistoriker der Prinzhornsammlung leisten. Die Publikation nimmt Bezug auf die Ausstellung „Expressionismus und Wahnsinn“ in Schloß Gottorf vom 14. September bis 14. Dezember 2003.

Die Publikation wurde durch die Zeit-Stiftung Ebelin und Brucerius ermöglicht, erscheint in der Reihe „Brücke-Almanache“

Das Buch kann hier nicht referiert werden.

Aber es stellt deutlich dies heraus:

Etablierte und heute hochdotierte Künstler wie z.B. Erich Heckel, Otto Dix, Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner werden Künstlern der Prinzhornsammlung gegenübergestellt:

wie z.B.: Elfriede Lohse-Wächtler, Else Blankenhorn, Franz Karl Bühler und Paul Goesch.

Es wird deutlich herausgearbeitet, daß kein grundlegender Unterschied in der Qualität besteht. Es werden die Bezüge der zuerst genannten Künstler zur Psychiatrie und zu eigenen psychischen Erkrankungen und Krisen herausgestellt. Das alles wertet diese ersten 4 genannten Künstler nicht ab. Sie sind Künstler trotz ihrer Krisen und Erkrankungen, die oft überwunden wurden und häufig auf große traumatische Belastungen wie Kriege und Schicksalsschläge zurückgingen.

Auch die an zweiter Stelle genannten 4 Künstler/Künstlerinnen sind als Künstler akzeptiert, unabhängig davon daß sie Künstler der Prinzhornsammlung sind.(Alfred Kubin steht als Künstler ein bischen zwischen diesen beiden Gruppen)

Es wird kein Unterschied gemacht zwischen „wahnsinnigen und nicht wahnsinnigen“ Künstlern.

Warum auch?

Natürlich ist die Prinzhornsammlung Teil der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Aber das wertet doch nicht die genannten 4 Künstler der Prinzhornsammlung in ihrer Eigenschaft als Künstler ab. Auch nicht die anderen Künstler der Prinzhornsammlung.

Das Museum der Prinzhornsammlung ist definitiv ein Museum im Sinne der Relevanzkriterien für Bildende Künstler.

Aber es stimmt auch:

Es gibt viele Museen, aber nur eine Prinzhornsammlung.